Eiche – Eichenholz
Zu der Familie der Buchengewächse zählt auch die Pflanzengattung der Eichen. Der deutsche Name Eiche ist mit dem lateinischen esca verwandt, was übersetzt „Speise“ bedeutet. Hier erkennt man die große Bedeutung, die Eichenfrüchte früher in der Schweinehaltung hatten. Der früheste literarische Beleg für den lateinischen Namen des Baumes (Quercus) findet sich bei dem römischen Autor Quintus Ennius (239 – 169 v. Chr.). Die Gattung der Eichen umfasst circa 400 bis 600 Arten, wovon bis zu 450 in der Untergattung Quercus und bis zu 150 in der Untergattung Cyclobalanaopis zu finden sind. Eichen sind sommergrün oder immergrün. Sie treten meist in Baumform auf, seltener auch als Strauch. Die einfachen, wechselbeständigen Laubblätter sind dünn bis lederartig, können gelappt oder ungelappt sein. Dabei sind die Blattränder der Eiche glatt, gezähnt oder stachelig gezähnt. Die meist unscheinbaren Nebenblätter der Eiche fallen früh ab.
Eichenarten sind monozözisch, also einhäusig getrennt geschlechtig. Die Blütenstände sind meist zu mehreren an der Basis junger Zweige zu finden und sind eingeschlechtig. Die Blüten der Eiche selbst sind sehr schlicht gebaut, wie es bei anemophlen (= windbestäubten) Gattungen oft der Fall ist. Dabei sind die männlichen Blüten in so genannte Eichenkätzchen zusammengefasst. Bei ihnen handelt es sich um hängende Blütenstände, wobei die Blütenhüllblätter verwachsen sind. Die männlichen Blüten der Eiche enthalten in de Regel sechs (zwei bis zwölf) Staubblätter. Die weiblichen Blüten hingegen weisen meist drei (bis sechs) Fruchtblätter und Stempel auf. Jede Cupula enthält nur eine weibliche Blüte.
Die Frucht der Eiche, die Eichel, ist ein eindeutiges Erkennungs- und Unterscheidungsmerkmal der einzelnen Eichen-Arten. Sie ist eine Nussfrucht und reift im ersten oder zweiten Jahr nach der Bestäubung. Jede Eichel ist von einem Fruchtbecher eingeschlossen, welcher Cupula genannt wird. Während Quercus die wichtigste Laubbaumgattung der Nordhalbkugel ist, ist die Eiche weltweit verbreitet. Man findet Eichen-Arten in Nordamerika, Mexico, auf den Karibischen Inseln, in Zentralamerika, in Kolumbien, in Eurasien und in Nordafrika.
In Nordamerika sind besonders viele Eichenarten zu finden. Nach den Buchen sind die Eichen in Deutschland die häufigste Laubbaumgattung. Sie haben einen Anteil von neun Prozent des Bestandes im Flach- und Hügelland. In einigen Gegenden nahe der Küste, wie etwa im Lübecker Stadtwald, ist der Anteil der Eichen noch höher. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Eiche im Mittelalter für den Schiffbau eine hohe Bedeutung hatte. Dennoch sind größere Eichenwälder in Deutschland selten. Die Eiche kommt meist in Mischwäldern vor, wie zum Beispiel im Reinhardswald, wo sie vor allem mit Buchen den Baumbestand bildet. Bereits im Tertiär gab es Eichen. Sie finden sich zum Beispiel in Sedimenten in der Niederrheinischen Bucht, was auf ein Alter fossiles Alter von zwölf Millionen Jahren hinweist.
Das Kernholz der Eichenstämme ist in der Mitte graubraun und erhält durch die eingelagerte Gerbsäure den typischen sauer-würzigen Eichengeruch und die hohe Verrottungsbeständigkeit. Das zwei bis fünf Zentimeter breite Splintholz ist zur Rinde hin scharf abgegrenzt. Es ist hell, jung und noch von Saft durchflossen. Das Splintholz rottet in wenigen Jahren weg. Im Wiesenboden halten Eichenpfähle zehn bis zwanzig Jahre, wenn sie nicht von Waldbodenpilzen angefressen werden. Das Holz der Stiel- und Traubeneiche hat eine Rohdichte bei Darrfeuchte (p0) von 0,39 bis 0,93 0,65 g/cm³, im Mittel 0,65 g/cm³.
Das Holz der Eiche hat eine hohe Verrottungsbeständigkeit, weil es selten von Wurmfall befallen wird. Daher ist es gerade für Bauteile besonders geeignet, die feuchtebeansprucht sind. Das Holz der Eiche ist wertvolles Hartholz und wird unter anderem für Furniere, Tischplatten und Böden verwendet. Besonders im Haus- und Schiffbau war das Eichenholz früher sehr häufig zu finden. Darüber hinaus wird es für Treppen, Außentüren, Schwellen, Parkettfußböden, Holzfachwerk und im Wasserbau verbaut.
Aufgrund seines hohen Heizwertes (etwas niedriger als das der Rotbuche) und seiner langen Brennzeit wird das Holz der Eiche auch als Brennholz gehandelt. Obwohl es nur wenig Funkenflug und Funkenspritzer verursacht, wenn es im Ofen oder im Kamin verbrannt wird, hat das Eichenholz kein so schönes Flammenbild wie Buchen- oder Birkenholz oder das Holz von Obstbäumen. Acht Kubikmeter Eichenholz liefern denselben Heizwert wie Sieben Kubikmeter Buchenholz. Obwohl das Holz der Eiche einen niedrigen Brennwert aufweist und Eichen deutlich langsamer wachsen als Buchen, wurden Eichen in Mitteleuropa als Waldbäume gefördert. Das ist damit zu begründen, dass ihre Früchte für die Viehmast genutzt wurden und das Eichenholz als Bauholz begehrt war.
Reich an Kohlenhydraten und Proteinen sind die Früchte der Eiche, die Eicheln. Sie wurden zur Eichelmast genutzt, indem man die Schweine zur Waldweide in die Wälder trieb. Alle Teile der Eiche, besonders unfreie Eicheln, sind wegen der Gerbstoffe für den Menschen giftig, wenn man sie nicht entsprechend vorbehandelt. Menschen nutzten die Eicheln als Nahrungsmittel in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Darüber hinaus auch zu Notzeiten, wenn Nahrungsmittelknappheit herrschte. Die geschälten und zerstoßenen Eicheln werden dazu mittels mehrmaligen Badens von den wasserlöslichen Gerbstoffen befreit. Das ist leicht an der schwindenden Verfärbung des Wassers erkennbar. Erhitzt man das Wasser, wird der Vorgang beschleunigt. Nach dieser Prozedur können die Früchte der Eichen als Mehlersatz für Breie und Kuchen oder als „Muckefuck“ (=Kaffeeersatz) verarbeitet werden.
Aus der jungen, glatten Rinde der Eichen wurden Gerbstoffe für die Lohgerberei gewonnen. Kork zur Herstellung von Korken, Korkfußböden und mehr wird aus der Borke der Korkeiche gewonnen. Nur etwa 180 Arten der Eiche eignen sich zur Herstellung von Weinfässern. Die borkenlose Eichenrinde wurde in der Naturheilkunde genutzt, um Entzündungen im Mund und der Schleimhäute zu heilen.